
Ist Soja der Teufel?
Ich liebe meinen Sojajoghurt am morgen, Veggie-Hack in meiner Bolognese und sterbe für leckeres Soja-Eis. All das soll schädlich für die Umwelt sein?
Wenn ich erwähne, dass ich vegan bin, wird mir oft der Satz: „Soja zerstört doch den Planeten“ entgegen gepfeffert. Um nicht ratlos herumzustottern, ist Martha Holmes dem mal auf den Grund gegangen. Was ist also dran an dieser ganzen Sojaverteufelung?

Probleme mit Sojaanbau
Brasilien ist inzwischen der größte Produzent von Soja. (1) Wahr ist, dass große Teile des Regenwaldes für wirtschaftliche Zwecke gerodet werden. Darunter auch für den Anbau von Soja. Insgesamt nehmen die Sojafelder allein in Brasilien eine Fläche ein, die so groß ist wie ganz Deutschland. (2) Das ist wirklich erschreckend! Außerdem wird Soja, das in Südamerika angebaut wird, zu 95% gentechnisch verändert. Das hat negative Folgen für die Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt und die Gesundheit der Menschen vor Ort. (1)(3)
Das große „Aber“
Wahr ist aber auch, dass der direkte Verzehr durch Menschen gerade einmal bei 2 bis 6 % des angebauten Sojas liegt. (1)(4)
Und nun kommt’s: Mehr als 80% wird an sogenannte “Nutztiere” verfüttert. (4)(5) Grund dafür ist, dass Soja sehr eiweißhaltig ist und daher auch für Tiere als Eiweißquelle eingesetzt wird. Weitere Einsatzbereiche von Soja sind etwa Speiseöle, Fertigprodukte und Biodiesel. (1) Aber warum essen wir Menschlein dann nicht gleich direkt die eiweißhaltige Sojabohne und RETTEN damit den Planeten?
Gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen in Deutschland gekennzeichnet werden. Das beweist, dass unser Tofu, unser Veggie-Hack, der Sojajoghurt aus dem Supermarkt ums Eck keinesfalls aus südamerikanischem Gen-Soja sind. Die hier enthaltene Sojabohne kommt stattdessen meist aus europäischem Anbau. Heißt: Den Tieren wird wieder das Eckelzeugs untergejubelt. Sie haben ja keine Wahl. (6)
Und nu?
Wir zum Glück schon. In der EU gibt es keine Regenwälder die für unseren geringen Sojaverzehr zerstört werden, gentechnisches Saatgut ist hier verboten. Selbst wenn alle Menschen von heute auf morgen doppelt so viel Sojaprodukte essen, kommen wir niemals auf das Maß, welches an Tiere in der Massentierhaltung verfüttert wird. Um etwas gegen die Zerstörung des wertvollen Regenwaldes zu tun, könntest Du auf tierische Produkte verzichten. Einfach mal ne kleine Idee in den Raum geworfen.
„Soja zerstört den Planeten“ als Argument gegen eine pflanzliche Ernährung – BÄM entkräftet!
Ich mach mir jetzt erstmal einen köstlichen, veganen Burger – du auch?
Quellen
(1) Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Soja – Nahrungsmittel für Tier und Mensch.
(2) Greenpeace: EU-Mercosur-Abkommen: Risiken für Klimaschutz und Menschenrechte.
(3) Heinrich Böll Stiftung: Pestizide: Gift auf dem Acker und im Fleisch.
(4) Veganblatt: Wie umweltverträglich ist Soja?
Ursula
Super 👍🏻👍🏻👍🏻
Nicole
Danke 👍👏
Caro
Das ist mir auch schon so passiert. 👌
Bianca Hiller
Ich bin letztes Jahr Vegetarier geworden aber möchte ganz von Tierprodukten wegkommen.
Christiane Zündorf
Hallo Martha,
Dein Artikel ist sehr interessant. Kannst du mir auch was sagen in Bezug auf Soja und Östrogen? Das würde mich wirklich interessieren.
Liebe Grüße,
Christiane Zündorf
Martha
Hallo liebe Christiane,
darum musst Du Dir keine Sorgen machen! Hier zitiere ich gerne Niko Rittenau (Ernährungswissenschaftler): „Immer wieder hört und liest man, dass Sojaprodukte östrogenähnliche Substanzen enthalten würden, die zur Verweiblichung von Männern führen könnten und auch das Brustkrebsrisiko von Frauen erhöhen können. Die Rede ist hierbei von den sogenannten Phytoöstrogenen bzw. Isoflavonen in der Sojabohne. Diese besitzen eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem weiblichen Sexualhormon 17ß-Östradiol und können dadurch ebenso an die körpereigenen Östrogenrezeptoren andocken und dadurch eine östrogenähnliche Wirkung entfalten.
Der bedeutendste Unterschied liegt allerdings in der Stärke der Wirksamkeit der Phytoöstrogene. Diese wirken im Vergleich zu Östradiol zwischen 100- bis 10.000-fach schwächer. Daher müssten über viele Monate hinweg absurd hohe Mengen an Sojaprodukten verzehrt werden, um tatsächlich östrogene Effekte zu erzielen. Daher führt selbst der tägliche Verzehr von 3 oder mehr Portionen Soja (1 Portion ist z.B. 100 g Tofu oder 220 ml Sojamilch) bei Männern nicht zu einer Senkung des Testosteronspiegels oder zu anderen negativen Effekten auf die Fruchtbarkeit.
In den üblichen Verzehrmengen können Sojaprodukte bei Frauen im Gegenteil sogar anti-östrogen wirken, indem sie als schwach wirksame östrogene Substanzen an die Östrogenrezeptoren binden und dadurch verhindern, dass das stärker wirksame körpereigene Östrogen dort andocken kann. Dieser Mechanismus mag auch ein Erklärungsmodell für die Beobachtung darstellen, dass asiatische Frauen mit einem hohen Sojaverzehr im Durchschnitt ein geringeres Brustkrebsrisiko als Frauen mit niedrigerem Sojaverzehr haben. Internationale Krebsgesellschaften wie das American Institute for Cancer Research empfehlen daher auch den Verzehr von Soja zur Brustkrebsprävention.“
Mehr Informationen zum Thema Soja und zu vielen weiteren spannenden Themen rund um die pflanzliche Ernährung kannst du bei Niko finden 💚🌱
Ganz liebe Grüße